Auf der Insel heute großer Aufschrei:
Whitney Housten war Lesbe!
Meine natürliche Reaktion zum Thema:
Na und?
Leider scheinen das nicht alle so gelassen zu nehmen. Peter Tatchell, der hierzulande als einer der Vorreiter der Gleichberechtigungsbewegung gilt, hat es doch tatsächlich gewagt, zu sagen, Whitney sei in einer lesbischen Beziehung am glücklichsten gewesen.
Auch hier meine Reaktion: na und?
Problem bei denen, die jetzt zeter und mordio schreien: Er hätte taktvoller Weise bis zumindest nach der Beerdigung warten sollen, bis er diese ach so schocking News unter die Leute bringt.
Rekapitulieren wir: Popstar stirbt nach jahrelangem Drogenmissbrauch viel zu jung.
Aber die wahre Tragödie ist, dass sie eventuell lesbisch war?
Wieso sollte man diese "Tatsache" sofern es denn stimmt, verheimlichen, als sei es ein kleines, schmutziges Geheimnis, für das man sich schämen müsste, oder noch schlimmer: das im Nachhinein das Andenken an den verstorbenen Menschen beschmutzt.
Das macht mich traurig. Drehten wir die Sachlage um, so mit Whitney als geoutete Lesbe, deren heimliches Drogenproblem zu Tage gefördert worden wäre, so hätte ich die Reaktion noch verstanden. Wie Tatchell es selbst getweetet hat:
"
Shocked that many fans think it's an insult to say she loved a woman "
Fans wohlgemerkt, die ihre Drogenabhängigkeit zumindest toleriert haben. Drogen also kein Problem, aber dass sie eventuell eher auf Frauen stand muss verschwiegen werden?
Und wieso produziert eine Nachricht wie: XY steht auf Frauen/Männer" immer noch Wellen?
Kann ich dann bitte auch baldigst Newsflashs alla "Schockhorror! Jennifer Aniston steht auf Männer!" haben?
Und wenn wir schon mal dabei sind: Kann man sich vielleicht generell mal weniger mit dem beschäftigen, was bei anderen Leuten im Schlafzimmer passiert, oder besser: Entspannter damit beschäftigen, was bei anderen im Schlafzimmer passiert?
Können wir einfach mal akzeptieren, dass der Mensch nun mal nicht nach Schema X funktioniert und nicht funktionieren kann? Dass man einfach keinen Einfluss darauf hat, in wen man sich verliebt?
Und dass es doch eigentlich auch gar keine Rolle zu spielen hat (außer für die direkt Betroffenen), wen man sich da ausgesucht hat.
Die wahre Tragödie an der ganzen Sache ist doch (vorausgesetzt das stimmt so alles), dass es hier um jemanden geht, der geglaubt hat, diesen wichtigen Teil der eigenen Persönlichkeit verstecken zu müssen.
Gestern zum Beispiel war Steve McQueen's und mein 1. Jahrestag. Es war perfekt. Ich war rundherum glücklich und dachte noch vor mich hin, dass es schön wäre, wenn es allen Menschen, die ich mag, wie mir ginge. Tut es aber nicht, und kann es auch noch nicht, solange Freunde von mir, die es in allen Formen und Farben, und allen Orientierungen gibt, selbst im besten Fall immer noch überlegen müssen, wie sie ihren Eltern sagen, dass der neue Freund eine Freundin ist, anstand einfach sagen zu können: Ich bin verliebt! Und mit nichts anderem als geteilter Freude rechnen müssen.
Solange man sich überlegen muss, ob man Schläge riskiert, wenn man sich auf offener Straße küsst.
Ob man im Beruf benachteiligt wird, weil man mit einem Mann zusammen wohnt.
Freunde, immer wieder gefragt werden, wie das denn so sei, mit einem Partner gleichen Geschlechts, und ob das nur eine Phase ist (Mal ehrlich, wie viele von euch, die hetero sind wurden das schon mal gefragt)?
Solange es die Unbeschwertheit frisch verliebter Pärchen denen vorbehalten bleibt, die dem Schema X entsprechen, werden alle anderen mit oben Genanntem (und noch mehr) zumindest in Teilen konfrontiert. Was bedeutet, dass sie zwar in jedem Fall glücklich sein können und hoffentlich auch sind, aber eben TROTZ dieser Umstände.
Und dieses dumme TROTZ hätte ich gerne beseitigt. Genauso wie die Umstände.
Damit wir alle ungehindert dessen, zu wem es uns zieht, mitten in der Nacht angeheitert und glücklich durch die Straßen tanzen können, ohne auch nur eine Sekunde an Gedanken verschwenden zu müssen, die überhaupt keine Daseinsberechtigung haben.
So wie ich gestern.