Sunday 28 August 2011

So Kleinigkeiten

Genauso wie es manchmal nicht viel braucht, um einen unglücklich zu machen, sind es oft die kleinen Dinge, die die Umstände erst besonders machen. Zum Beispiel wenn der Freund sich extra für einen das Wochenende frei hält, obwohl das sonst nicht möglich ist, und man gemeinsam am Kanal spazieren geht.
Oder wenn man seinen Geburtstag in kleinem Kreis feiert und man alle sieht die man sehen wollte, auch wenn das letzte mal schon länger her ist.
Wenn Freunde, die man seit 5 Jahren nicht gesehen hat, weil sie auf der anderen Seite der Welt wohnen, einen anschreiben, und man am nächsten Tag zusammen zu Abend isst.
Und man dann nach dem großen Regen trocken nach Hause kommt und mit dem Kater kuscheln kann.

Tuesday 23 August 2011

Dilemma

Steve McQueen rief mich gestern an. Welche Größe ich in Fred Perry Kleidern hätte. Wieso und weshalb er das fragte, konnte ich mir denken, ich hab schließlich am Wochenende Geburtstag.
Dass es ein Overall ist, verriet er, den Rest nicht.

Jetzt war ich neugierig und hab auf der Seite nachgeschaut, und stecke jetzt echt im Mist.

FP hat im Moment nur einen Overall, und der ist auch so ziemlich das Einzige, was mir so absolut GAR NICHT gefällt. So absolut gar nicht, hinten in der Ecke des Kleiderschranks gar nicht.

Und das Ding ist sch***e teuer. (Der gibt viel zu viel aus!!!)

Ich will keine undankbare Bitch sein, aber anziehen will ich das Ding auch nicht.

Er sagte zwar, ich könne es bei nicht gefallen umtauschen, aber ich traue mich nicht zu sagen, was für ein Griff ins Klo das Ding ist (EYESORE!). Seit wann trag ich denn lila? Und dann auch noch im blauen Karomuster???

Ich hätte selbst bei Gefallen absolut null was dazu passen würde, und wisst ihr, wie umständlich das ist, sich jedes Mal, wenn man auf die Toilette muss, komplett ausziehen zu müssen?

Mal abgesehen von dem Ekelfaktor, wenn man unterwegs ist und mal muss. Ein Kneipenklo ist so ziemlich der letzte Ort, an dem ich mich entblättern will.

Wie kann ich ihm sagen dass ich das Ding nicht möchte, ohne seine Gefühle zu verletzen?


Sunday 21 August 2011

Gedankenfetzen IV

Wenn man in einer Woche Abgabetermin hat, ist nichts wichtiger, als dass man los zieht um sich neuen Nagellack zu kaufen und sich erstmal beim Film schauen die Nägel zu machen. Prioritäten setzen: 6.


Ballerspiele sind total doof, und werden auch dann nicht besser, wenn da an der Logik gespart wurde. But hey, ich werd dafür bezahlt.

Genetische Experimente zwischen Mensch und Elefant sind längst Realität, das Nchbarskind von oben und sein pausenloses Gestampfe sind der Beweis.

Nicht mal mein Freund liebt mich so sehr wie mein Kater, denn warum sonst würde mich das Mistvieh liebe Tier sonst morgens um 5 wach machen, um unter die Decke zum kuscheln zu kommen?

Wenn man auf eine Hochzeit eingeladen ist, immer einen Schirm mitnehmen, egal wie gut das Wetter ist. Die paar Schritte von der Bushaltestelle bis zum Standesamt schifft es garantiert. Und natürlich nur dann, wenn man sich extra die Haare schön gefönt hat. *grml*

Im Bierteig fritierte Mars riegel schmecken so, wie man sich im Bierteig fritierte Marsriegel vorstellt.

Thursday 18 August 2011

It's the final countdown (tädädädä)!

Oh mann, nur noch eine Woche (π x Daumen), dann ist Abgabetermin für meine Dissertation. Ergebnis (das weiß ich jetzt schon) wird durchwachsen, denn dafür hatte ich zuviel anderen Stress (Krawalle anyone?) und Arbeit. 
Und weil ich jetzt vollzeit arbeite, und morgens um 6 raus muss, ist meine Motivation abends auch eher so "meh".


Aber nur noch ca 3 Seiten, und der Drops sollte gelutscht sein!


Und hab ich erwähnt dass ich nächste Woche Geburtstag hab?




Nein?



Sunday 14 August 2011

Hiragana


Hiragana ist das Japanische Alphabet. Oder zumindest eines davon (es gibt drei: Hiragana, Katakana und Kanji).

Weil ich immer schon Japanisch lernen wollte, schenkt mir Steve McQueen einen Japanischkurs zum Geburtstag. Und weil ich mich so freue, hab ich schon mal angefangen, das erste Alphabet zu lernen. Damit fangen in Japan auch die Kinder zunächst an, dann Katakana und erst wenn man diese beherrscht werden Kanji gelernt.

Hiragana und Katakana sind syllabische Alphabete, damit werden zum Beispiel Sätze geschrieben, oft findet man auch Zeitschriften und Untertitel in diesen Zeichen. Kanji werden für bestimmte Ausdrücke verwendet. Dann zum Beispiel, wenn man etwas hervorheben will.
Aber damit werde ich mich dann später befassen.

Ich sitze also hier und klicke mich von Lektion zu Lektion, und komme mir beim üben wieder vor wie in der ersten Klasse, als ich Buchstaben lernen musste. In Schönschrift.

Ich bin mir ziemlich sicher, jedes japanische Kind würde über mich lachen. Aber das ist mir wurscht.

SMQ hat mir ja auch versprochen, dass wir vielleicht sogar schon nächstes Jahr nach Japan fliegen.
Da kann ich meine neu erworbenen Skills direkt mal praktisch anwenden. Bis dahin muss die Bedienung in der Sushibar leiden.



Saturday 13 August 2011

"I believe in Hackney. I believe in this community. I am filled with hope." — Siva, via @HeardinLondon

Die letzten Tage waren mehr als nur aufregend. Den Grad der Zerstörung kann man nur Stellenweise erahnen, da die, die es sich leisten konnten und eine Versicherung hatten schon wieder die Türen geöffnet haben. Wie etwa der Supermarkt nebenan, der, obwohl zweimal geplündert, wieder im Geschäft ist. Man würde nichts bemerken, hätte man die letzte Woche im Bett verbracht.
Die Tatsache, dass die Spuren, die sich beseitigen lassen, nicht mehr zu sehen sind, liegt nicht nur an den Leuten der Stadt, die wirklich fantastische Arbeit geleistet haben, sondern auch an den Bürgern, die trotz der abendlichen Krawalle am nächsten Morgen die Straßen übernommen haben um mal kräftig zu fegen.
Und wenn man nicht mehr gebraucht wurde, zog man weiter ins nächste Viertel. Wer denkt, man würde ans Aufgeben denken, hat sich schwer getäuscht.

Wenn man eines sagen kann, dann dass die Stadtbewohner wirklich das beste aus der Situation machen. Man ist sich spürbar näher gekommen, sei es auf räumlicher, kultureller oder sozialer Ebene. Man hilft sich, obwohl man sich kaum/gar nicht kennt, und man macht es für die Gemeinschaft.
teşekkür ederim
Ein deutliches und gutes Zeichen, dass man sich nichts gefallen lässt, ohne auf die gleichen, verachtenswerten Mittel zu greifen wie die, die das Elend veranstaltet haben. Auch hier lässt sich sagen: es haben alle mitgeholfen, unabhängig von Herkunft oder kulturellem Hintergrund. Ganz besonderen Dank bringt man gerade den türkischen Laden- und Restaurantbesitzern entgegen, die sich dem wütenden Mob entgegen gestellt haben, und damit auch verhindert haben, das meine Nachbarschaft, und damit auch meine Wohnung, zum großen Teil unversehrt blieben.
Als Reaktion darauf hat man den "Thank god it's Turksday" ausgerufen, an dem die Nachbarschaft den Ladenbesitzern dankt, indem man in ihren Läden kauft, oder den Restaurants isst (muss man mir nicht zweimal sagen, ist lecker!), und so am effektivsten ein Dankeschön ausspricht.

Und dann sind da noch Initiativen wie die für Siva, für den mittlerweile schon 13 tausend Pfund gesammelt wurden, damit er seinen Laden behalten kann.

Oder die für Aaron Biber,89 der doch eigentlich nichts wollte, als bis zum Ende seiner Tage in seinem Kleinen Barbershop zu arbeiten, und dem der Laden kurz und klein gemacht wurde.
Aber weil man zusammen hält, wurden schon über 25 tausen Pfund gesammelt, damit er bald wieder schnippeln kann.

Laut neuestem ist der Laden wohl schon wieder offen.

"Everyone helped sweep up, all the local shopkeepers came out and we cleaned up straight away," said his nephew, solicitor Eddie Biber.


Auch die Polizei hat einen Rückhalt wie selten zuvor, die Menschen hier wissen, dass die in den letzten Tagen am Limit gearbeitet haben, obwohl drastische Kürzungen anstehen, und obwohl viele von denen auch nicht besser wohnen als die, die verwüstet haben. Man grüßt sich auf der Straße obwohl man sich nicht kennt, und das wichtigste: Man ist einfach nur nett zueinander.
Zeit für Tee ist immer.



Und wenn mich einer fragt, warum ich trotz der letzten Tage niemals hier wegziehen würde, dann brauche ich mich nur mal umdrehen, und wüsste, dass wäre mir etwas passiert, ich mich auf die Nachbarschaft könnte. Und das ist mehr wert als alles andere.


Thursday 11 August 2011

Gedankenfutter

Ich werd zu den Auischreitungen etwas schreiben.

Ein paar Dinge, die von der Presse gerne ignoriert werden, weil es einfach nicht so schön ins Bild passt, das man malen möchte von den Armen und Unterdrückten (und verzogenen und gelangweilten).

1. Die Randalierer kommen aus den schwarzen Teilen der Bevölkerung:

Welch ein dummer, grob fahrlässiger Blödsinn! Ja, in dem Sozialbau, aus dem Marc Duggan kam, leben hauptsächlich Menschen mit Hintergrund aus der Karibik. Die haben den Protest aber nicht los getreten, sondern sind von Opportunisten überrumpelt worden, die das ganze als DIE Gelegenheit gesehen haben, es mal richtig knallen zu lassen. Dass viele der Jugendlichen, die am Ende in die Randale verwickelt waren, einen solchen Hintergrund haben, hat nichts mit rassistischen Ausgrenzungen zu tun, sondern damit, dass die eben in den Gegenden wohnen in denen sie Randaliert haben. Das ist an und für sich keine Ghettoisierung an sich, die Deutschen hier leben auch alle in Richmond, die Türken in Dalston, die Vietnamesen in Shoreditch, die Pakistanis in Whitechapel... man lebt halt gerne mit denen zusammen, mit denen man sich eine Kultur teilt. Dann kommen neue Generationen dazu, die wachsen zusammen auf, und, obwohl man sich längst als Einheimischer bezeichnet, bleibt man da wo man her kommt, weil dort Familie und Freunde sind. Überraschend ist das nicht. (Und in Manchester, Birmingham etc waren es hauptsächlich weiße, die für Zerstörung sorgten.)
Dass die ihre Eigene Gemeinde zerlegtt haben, ist also umso ekelhafter, weil diesen Läden vorher Kunden waren.
Die Jungs aus dem Laden unten kommen auch daher, aber die arbeiten lieber 7 Tage die Woche als sich auf sowas herab zulassen.

2. Die Randalierer sind aus der arbeitslosen Unterschicht und lehnen sich auf gegen die soziale Ungerechtigkeit und die Chancenlosigkeit:

Mein Lieblingsargument. Ich möchte kotzen. Zum einen waren die meisten von denen, die sich wie die Tiere aufgeführt haben, noch Schüler. Das alles wäre anders abgelaufen, wenn nicht gerade Ferien gewesen wären.
Zum anderen würden die, die das ganze losgetreten haben (ich rede nicht von den nicht minder verachtenswerten Mitläufern) dich auslachen wenn du mit Arbeit kommen würdest. Die verdienen selbst mit 15 schon das dreifache von dem, was ein Familienvater am Monatsanfang nach Hause bringt. Wie? Drogenhandel und Waffenschieberei. Die Drogen für die Massen (Ich hab nch nie eine Gesellschaft gesehen, die so gedankenlos alles in sich rein schmeißt wie hier. Ganz vorne voran übrigens die lieben Kinder der Oberschicht. Langeweile ist schon eine schreckliche Seuche), die Waffen für die Nachbarschaft. Sozialarbeiter schätzen, dass wenn man die richtigen Leute kennt, innerhalb einer Stunde an eine Schusswaffe kommen kann. Mit 15. Arbeit? Ha! Steve McQueen's Kollege wurde am Montag Abend von zwei 14 jährigen mit Messern bedroht als er zwei Mädchen nach Hause begleitete, die Angst vor Übergriffen hatten, und wurde ausgeraubt. 14!!! Was machen die auf der Straße mit verbotenen Kampfwaffen? Brotmesser waren das nicht.

3. Die Randalierer sind alle aus der englischen Unterschicht:

Definiere Unterschicht. BITTE! Denn unter denen, die gestern dem Richter vorgeführt wurden, war auch ein Grundschullehrerassistent, in der Ausbildung zum Lehrer. Der verdient genau so viel wie ich, und hat eine Uniausbildung. Und hat fleißig mitrandaliert. Genauso wie die Angestellte des Elektronik Fachhandels, die ihren eigenen Arbeitgeber geplündert hat.

4. Die Randalierer sind alle Einwanderer:

Grober Unfug. Nochmal: Ja, die Bezirke haben einen hohen Anteil von Ausländern, und ja, die sind tradizionell ärmer als andere. Aber was heisst schon arm in einem Land, in dem eine einzelne Person Anspruch auf 250 Miete pro WOCHE vom Staat hat? Familien kriegen 400 pro WOCHE. Nur für die Miete.
Ich verdiene in meinem neuen Job 1000Pfund pro Monat, mehr wenn ich Überstunden mache am Wochenende. für einen Einstiegsjob normal. Davon muss ich aber nicht nur Miete, sondern auch Rechnungen, und Lebensmittel kaufen. Wenn dann noch was übrig bleibt, kann ich schauen was ich sonst damit mache.

Einwanderer gibt es hier viele, denn Jobs gibt es immer. Ich habe mich beworben und hatte am gleichen Tag ein Interview arrangiert. Die Leute fliegen doch nicht um den halben Globus, damit sie danach in Tottenham statt Islamabad in der Gosse sitzen. Im Gegenteil. Die jenigen, die am meißten zu leiden hatten, sind selbst hierher gekommen um sich etwas aufzubauen. Und das wurde ihnen kaputt gemacht.
Menschen wie Siva zum Beispiel, dessen Shop hier um die Ecke ist: http://www.helpsiva.com/
Auf den Bildern sieht man auch so schön, dass da sehrwohl auch weiße Kids dabei waren. Soviel zu der These. Menschen, die mit den Verhandlungen zu tun hatten, sagten auf Twitter, es sei alles dabei gewesen. Vom Arbeitslosen bis zum Anwaltssohn, vom Rabbi bis zum Hindu, alle Farben alle Glaubensrichtungen, alle Herkünfte. Ein Deutscher war auch dabei.

Und letzten Endes waren es die Türkischen Nachbarn, die uns hier beschützt haben. Und jetzt immer noch eine Straßenwacht eingerichtet haben, mit der Polizei zusammen.


5. Die lassen ihre Wut über den ungerechten Zustand (x) raus:

Mein lieber Scholli. Die Kids hier kommen gratis in die Sportanlagen (Schwimmbad zum Beispiel), in die Museen, kriegen Vergünstigungen in Kinos und Theatern, können umsonst mit Bus und Bahn fahren.

Und da haben dann welche die Dreistigkeit zu behaupten, dass die nur Scheiße bauen, weil es kaum Jugendclubs gibt? Gehts noch? Es braucht hier manchmal nicht mehr als einen, der die falsche Postleitzahl hat, um abgestochen zu werden. Die sogenannten Postcode-Wars beherrschen manchen Sozialbau, wie auch den, aus dem Marc Duggan kam. Da stechen sich Kinder ab, weil einer aus der falschen Straße kommt.

Jugendclubs my arse. Geh schwimmen du nutzloses Rindvieh!

Jaja, der Staat, der böse, der schuldet euch was. Nur was denn? Dach über dem Kopf, Essen auf dem Tisch und für Elektronik ist auch drin, schließlich hat man sich über Blackberries verabredet, wo man als nächstes zu schlägt. Und die Kinderbanden, die fleißig mitgeplündert haben, lieferten die Sachen ab bei Menschen in BMW und Mercedes. Ich schulde euch was? Ich glaub ich spinne.

6. Wenn kein anderes Mittel mehr wirkt, muss man zur Gewalt greifen:

Wisst ihr, wären die Randale in Italien, gegen das dortige Parlament, ich würde das ganze gut heißen. Spanien und Griechenland haben meine Unterstützung.Da sind Menschen, die wollen sich was erarbeiten und können nicht, weil die Strukturen, in die sie hineingeboren wurden, komplett verseucht sind mit Korruption.

Auch war dass hier kein blanker Hass auf das System. Die Verzweiflung war spürbar, am Anfang, in Tottenham,  als der Tod von Marc Duggan noch frisch, und viele Fragen unbeantwortet waren.
Das hat aber nichts mehr mit den Leuten zu tun, die sich zum "shoppen ohne zahlen" verabredet haben, und geziehlt auf Elektronikläden und Sportgeschäfte gezielt haben. Und Fahrräder.
Hier ging es um Gier, immer mehr abgreifen zu wollen, als man feststellte, dass die Polizei nicht eingreift.

7. Man muss sich ja auch irgendwie schuldig fühlen, weil die Gesellschaft ja eigentlich schuld ist.

Ich frage mich ganz ernsthaft. Da sitzt einer verletzt am Boden und weint, weil ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Fresse poliert wurde, und er nun einen gebrochenen Kiefer hat, da kommt einer, tut so als wolle er helfen, und hintenrum wird der armen Sau der Rucksack ausgeräumt. Da werden Leute, die verletzte Behandeln, mit Holzlatten verprügelt. Da werden Menschen zu Tode gefahren, nachdem der Fahrer extra auf den Bürgersteig gefahren ist, um die drei Jungs, die ihr zu Hause verteidigen wollte, zu töten.

Da soll ich mich schuldig fühlen? Geht's noch?

Wer sich schuldig fühlen sollte, das sind die (gott sei Dank wenigen), die Menschen hervorgebracht haben, denen nichts heilig ist, die keinen Respekt vor dem Leben und der Unversehrtheit anderer haben, die außer sich selbst nichts sehen, als dass das, was sie haben, nicht genug ist, deren Gier ins unermessliche geht, und die bereit sind, für ein bisschen Spaß zu töten.
Dass in den Häusern, die gebrannt haben, niemand umgekommen ist, grenzt an ein Wunder. Denen haben wir das nicht zu verdanken.

Die Politiker, die Polizeistellen gestrichen haben, und somit dafür sorgten, dass man rauben und töten konnte, ohne bestraft zu werden, ein Umfeld, dass diesen Menschen gelehrt hat, dass es für solche Taten keine Strafe gibt.

Das was hier passiert ist war kein Aufstand, das war die Demonstration einer Selbstbewussten Gruppe Jugendlicher, die genau wusste, dass ihnen eh nichts passieren kann, weil sie noch nie für etwas gerade stehen mussten.

Das hier ist kein Bild aus dem zerbombten London des zweiten Weltkriegs. Da haben bis vor kurzem noch Menschen gewohnt, die eh schon kaum über die Runden kamen. Und wofür?
Damit um 9 Uhr morgens ein paar Mädels auf der Strasse stehen, lachend, weil man gerade eine gestohlene Flasche Wein aufgemacht hatte, die man gestohlen hat, weil ja eh alle Ladenbesitzer reich sind (sic!), und das ganze als tierischen Spaß empfinden.

Das hätte auch ohne weiteres mein Haus sein können. Die Randale waren direkt vor meiner Tür, hätten die den Laden unten in Brand gesetzt, das wäre es gewesen. Und wofür? Ich hab in den letzten Tagen ständig Angst gehabt, oft geweint, mich schuldig gefühlt, weil ich froh war, dass mein Haus noch steht, habe mich traurig für die gefühlt, die alles verloren haben, und immer gedacht, das hätte auch mir passieren können.
So wie wir das alle getan haben in der Nachbarschaft. Die letzten Tage waren die Hölle. Und wer mir da aus einem Abstand von mehreren Hundert bis tausend Kilometern kommt und behauptet er oder sie wüssten um die Probleme der hiesigen Gesellschaft, der kann mich ehrlich mal!


Wednesday 10 August 2011

Aufatmen oder Ruhe vor neuem Sturm?

Gestern wurde die Polizei extrem aufgestockt. Als ich von der Arbeit nach Hause ging, um nach Sid zu sehen und mir frische Kleidung zu holen, waren alle drei Meter jeweils 2 Polizisten mit schusssicheren Westen unterwegs. Lässt einen schlucken. Erst recht, wenn alle Läden nicht nur geschlossen, sondern auch barrikadiert sind.

Die Fahrradjungs hatten wie immer offen, besserten aber ihr Ladengitter aus. Ihren Humor haben sie trotzdem nicht verloren, als sie mir anboten, mit zur Tür zu begleiten. Dabei wohne ich im selben Haus! Ha!

Die Nacht über muss es ruhig geblieben sein, und als ich nach Hause gekommen bin, um nach Sid zu sehen, waren auch alle Geschäfte wieder offen, wenn auch noch mit Brettern auf der Front.

Es besteht die gemäßigte Hoffnung, dass langsam Ruhe einkehrt.

Morgen werde ich dann auch wieder zu Hause schlafen, je nach dem wie es sich entwickelt.

Danke dafür, dass ihr an uns denkt.

Tuesday 9 August 2011

Update

Danke an alle, die ihr mir Glück wünscht!
Wohnung, Kater und ich sind in Ordnung. Gestern Abend hatte ich mich vorsichtshalber zu SMQ aufgemacht, und musste Sid hier lassen.

Erneut haben sie versucht in den Fahrradladen neben meiner Haustür einzudringen. Erneut sind sie gescheitert.

Die Männer der türkischen Gemeinde hier im Stadtteil haben uns alle beschützt und es ist ihnen gelungen, den Mob zu verdrängen.

Polizeikräfte wurden aufgestockt auf 16.000 und berechtigt, mit Plastikkugeln zu schießen (nicht tödlich), falls dies nötig wird.

Die Läden sind alle geschlossen.

Aber die Menschen, die hier leben, helfen sich alle gegenseitig.
Fremde, die ich nur von Twitter kenne, haben mir einen Platz zum schlafen angeboten, und mich auf dem Laufenden gehalten.

Ich muss jetzt wieder los, zu SMQ, aber sobald ich kann, halte ich euch auf dem Laufenden.

Wir werden uns das nicht gefallen lassen!

Monday 8 August 2011

Denkt jetzt mal an mich

Heute Abend soll es hier bei mir im Viertel knallen. Hoffen wir, dass ich morgen noch ein zu Hause hab :(

Sunday 7 August 2011

Bürgerkrieg

Die Stadt, in der ich lebe, ist ein seltsames Gebilde. Arm und reich leben da auf engstem Raum zusammen; geht man noch eine rausgeputzte Straße entlang, mit kleinen Läden und Cafes, braucht man oft nur einmal abbiegen, und steht mitten im Gangland. Was da passiert ist alles andere als harmlos, Schießereien, Messerstechereien, Raubüberfälle, die passieren so oft, die werden je nach Stadtteil schon gar nicht mehr berichtet.

Was gestern passiert ist, wird allerdings in die Geschichte eingehen, so schlimm ist das ganze.

Was war passiert?

Am Donnerstag hatte die Polizei im Rahmen eines Einsatzes ein Taxi angehalten, der Mann in der Fahrgast Kabine war schon seit Monaten Ziel der Ermittlung und in der Gegend als Drogenhändler bekannt. Statt sich auf die Polizeiforderung einzulassen, und aus dem Wagen zu steigen, fielen plötzlich Schüsse. Ein Polizist wurde getroffen, Polizei schoss zurück, der Gesuchte starb noch am Ort des Geschehens. Der Polizist überlebte nur deswegen, weil sein Funkgerät den Schuss abgeschwächt hatte.

Im Moment laufen Untersuchungen, die beantworten sollen, wem die Waffe, mit der Auf den Polizisten geschossen wurde gehörte, aber es sieht danach aus als wäre es die des Opfers (oder Täter, je nachdem). 

In seiner Wohngegend wurde aus dem Fall schnell ein Plot mit rassistischem Hintergrund (die Gegend ist 80% schwarz, 10% asiatisch, 10 Rest) bei dem ein unschuldiger Familienvater zum Opfer rassistischer Polizisten wurde. Die Reaktion der Bürger dort?

Man steckte Polizeiautos und Busse in Brand, gefährdete somit Unschuldige, zerstörte Geschäfte und bediente sich in diesen, verprügelte Passanten, brannte Wohnhäuser nieder. 
Ich konnte und kann noch immer die Polizeiautos im Minutentakt die Straße hinauf rasen hören, die Situation hat sich also keinesfalls beruhigt.

Aber gehen wir mal davon aus, die Leute hätten Recht, und der Mann ist Opfer eines rassistisch motivierten Verbrechens geworden (was, so lange die Untersuchung nicht abgeschlossen ist, immer noch eine Möglichkeit bleibt):

Da stehen Leute allen ernstes und verlangen Gerechtigkeit für jemandem, und zerstören im gleichen Atemzug die Lebensgrundlagen von Menschen, die absolut GAR NICHTS mit der Situation zu tun haben.

Fassungslos beschreibt meinen Zustand nicht im Ansatz.

PS: Ich bin zwar nur 10 mit dem Auto vom Geschehen entfernt, aber da, wo ich wohne, besteht keine Gefahr.

Saturday 6 August 2011

You've got Mail

Vor etwa einer Woche hatte ich einen Zettel in der Post. Es sei ein Packet gekommen das zu groß für den Briefkasten sei, es stünde zur Abholung bereit.

"Alles klar" dachte ich, "Das sind die Bücher, die ich noch für meine MA-Arbeit brauche." Da Vattern aber hier war, bin ich nicht dazu gekommen, das Paket abzuholen. So schliff ich mich heute morgen, komplett verkatert (leider nicht die befellte Variante) zum Postamt. Ich staunte nicht schlecht, als da ein kleines, buntes Päckchen kam.
Seltsam, Bücher kommen doch sonst immer in den braunen Einheitsumschlägen.
In der Tat handelte es sich bei dem Absender nicht um den großen Amazonas Versandhandel, sondern um die Betreiberin des virtuellen Lieblingscafes der Nation !
Ihr hatte ich vor kurzem ein Paket mit Lesefutter zukommen lassen.

Ich hab mich wirklich riesig gefreut! Und da sag noch mal einer, die Menschen wären nicht mehr nett zueinander!

In dem Paket befanden sich: Ein Lesezeichen (Kann man leider nicht sehen)
Eine Buchstütze aus dem Ruhrgebiet (NRW FTW!)
Einen Pocketgarden (zum trainieren meines grünen Daumens)
Und was mich besonders gefreut hat, weil super aufmerksam:
Leckerchen für den Kater, damit er nicht zu kurz kommt. <3
Wie lieb ist das denn?!

Kater hat es sich auch nicht nehmen lassen, seinen Dank auszudrücken, in dem er das tut, was er am Besten kann:
fressen.


Deswegen von uns beiden nochmal:



DANKE!




Und über den Stand des Gartens wird in Zukunft berichtet!

Friday 5 August 2011

Wes Geld ich krieg, des Spiel ich spiel

Da müht man sich vier Jahre lang mit theoretischen Schriften toter Philosophen und Poeten ab, nur um am Ende für's Videospielen bezahlt zu werden.

Ich hatte kürzlich eine Anzeige gelesen, in der Leute mit Deutschkenntnissen gesucht wurden, um Spiele für Sega zu testen. Da dachte ich mir, ich hab eh bald nichts mehr zu tun, da kann ich mich eigentlich auch bewerben, und hab denen eine Mail geschickt.

Ehrlich gesagt hab ich nicht damit gerechnet von denen zu hören, aber schon wenige Stunden später hatte ich eine Einladung zum Interview.

Gut, das Interview war jetzt eher... interessant. Man hat mich vor eine Art Examen gesetzt, ich musste einen Sprachtest machen. Lückentext, Rechtschreibung und Zeichensetzung (lol), das ganze Programm. Ich bin echt ans Schwitzen gekommen, denn wenn man einmal anfängt zu viel darüber nachzudenken, wird man ganz leicht verunsichert und macht Fehler. Also alles lieber dreimal kontrolliert. Puh!

Dann ein Interview mit Fragen wie: Was spielst du am Liebsten (Mario, aber das kannste denen von Sega ja schlecht erzählen, ha!), Woher hast du deine Sprachkenntnisse (Hat die Fee gebracht) etc...

Dann ging es ans Probespielen. Man drückte mir ein DS in die Hand (hab ich zum Glück auch zu Hause) und ließ mich ein Spiel spielen, in dem ich einen Affen in einer Kugel über eine bewegliche Plattform bringen musste, ohne abzustürzen, um dabei so viele Bananen wie möglich zu sammeln.

Das war sau schwer und ich dachte ich hätte es verhauen, aber heute um 9 rief man mich an um mir zu sagen, ich hätte den Job.


Ich werd also demnächst dafür bezahlt die Spiele zu spielen, die andere ihren Kindern (oder sich selbst) für teures Geld kaufen müssen.

Könnte schlimmer sein.

Monday 1 August 2011

Wunder

Der gestrige Tag war dann das komplette Gegenteil des Horrorspektakels zuvor. Morgens fand ich heraus, dass der ewige Kronprinz beschlossen hatte, seinen Garten für die Öffentlichkeit zu öffnen, eine Bar sollte es auch geben. Perfekt!
Ich also Vattern hin geschleppt, damit er sich Pflanzen beschauen, und ich mich mit Pimms zuschütten konnte.
War super! Die hatten da eine Austellung über Pflanzenanbau, und er hat sogar ein Salatpflänzchen geschenkt bekommen. Hihi.
Goodiebags mit Fächer, Bonbons und Fotos gab's auch, und da der Eintritt gratis war, fand ich das alles echt klasse. Nur mein Herr Vater meinte, wieder ein Haar in der Suppe suchen zu müssen.
"Also der hätte ja auch ruhig mal rauskommen können zum Smalltalk halten!" Mit "der" meinte er den Thronfolger. Aber gut. Von da aus sind wir dann weiter ins Wellington Museum, was ich jetzt eher so mittelprächtig fand, aber wo ich eine Nachricht von Steve McQueen bekam, er sei im Zug, er sei rechtzeitig fertig geworden und käme nun doch. Also auf nach Hause, geduscht und los.

Es ist immer etwas seltsam, wenn der Vater den neuen Freund kennen lernt. Erst recht wenn dieser nicht die gleiche Sprache spricht, aber ich glaube die zwei haben sich gut verstanden.
Toll fand mein Vater das Restaurant, in dem statt der Bedienung man selbst die Bestellung aufgibt, indem man den auf den Tisch projizierten Touchscreen bedient. Man kann sogar so das Tischdekor wechseln.
Und da mein dad ein Spielkind erster Güte ist, kam das super an.
Danach waren wir einen Absacker in unserer Lieblingsbar trinken.

Jetzt wissen einige von euch vielleicht noch, dass mir vor nicht allzu langer Zeit Telefon und Portemonnaie aus der Tasche auf meinem Schoß geklaut wurden.
Ich durfte mir dafür eine Standpauke vor dem Herrn von meinem Vater anhören, dem sowas natürlich NIEMALS passieren würde.

So war es dann auch nur Glück, dass niemand seine Kamera, die verlassen auf dem Tresen lag, mitnahm, oder den Inhalt seiner Jacke, die ebenfalls unbeobachtet auf einem Stuhl lag, während er an der Jukebox rumspielte. Trotz leichtem Protest, war er aber am Ende doch ganz froh (glaube ich) als wir ihm ein Taxi rangewunken haben, statt ihn in den Bus zurück zum Hotel zu setzten.

Mal sehen, was er heute so anstellt!