Sunday, 7 August 2011

Bürgerkrieg

Die Stadt, in der ich lebe, ist ein seltsames Gebilde. Arm und reich leben da auf engstem Raum zusammen; geht man noch eine rausgeputzte Straße entlang, mit kleinen Läden und Cafes, braucht man oft nur einmal abbiegen, und steht mitten im Gangland. Was da passiert ist alles andere als harmlos, Schießereien, Messerstechereien, Raubüberfälle, die passieren so oft, die werden je nach Stadtteil schon gar nicht mehr berichtet.

Was gestern passiert ist, wird allerdings in die Geschichte eingehen, so schlimm ist das ganze.

Was war passiert?

Am Donnerstag hatte die Polizei im Rahmen eines Einsatzes ein Taxi angehalten, der Mann in der Fahrgast Kabine war schon seit Monaten Ziel der Ermittlung und in der Gegend als Drogenhändler bekannt. Statt sich auf die Polizeiforderung einzulassen, und aus dem Wagen zu steigen, fielen plötzlich Schüsse. Ein Polizist wurde getroffen, Polizei schoss zurück, der Gesuchte starb noch am Ort des Geschehens. Der Polizist überlebte nur deswegen, weil sein Funkgerät den Schuss abgeschwächt hatte.

Im Moment laufen Untersuchungen, die beantworten sollen, wem die Waffe, mit der Auf den Polizisten geschossen wurde gehörte, aber es sieht danach aus als wäre es die des Opfers (oder Täter, je nachdem). 

In seiner Wohngegend wurde aus dem Fall schnell ein Plot mit rassistischem Hintergrund (die Gegend ist 80% schwarz, 10% asiatisch, 10 Rest) bei dem ein unschuldiger Familienvater zum Opfer rassistischer Polizisten wurde. Die Reaktion der Bürger dort?

Man steckte Polizeiautos und Busse in Brand, gefährdete somit Unschuldige, zerstörte Geschäfte und bediente sich in diesen, verprügelte Passanten, brannte Wohnhäuser nieder. 
Ich konnte und kann noch immer die Polizeiautos im Minutentakt die Straße hinauf rasen hören, die Situation hat sich also keinesfalls beruhigt.

Aber gehen wir mal davon aus, die Leute hätten Recht, und der Mann ist Opfer eines rassistisch motivierten Verbrechens geworden (was, so lange die Untersuchung nicht abgeschlossen ist, immer noch eine Möglichkeit bleibt):

Da stehen Leute allen ernstes und verlangen Gerechtigkeit für jemandem, und zerstören im gleichen Atemzug die Lebensgrundlagen von Menschen, die absolut GAR NICHTS mit der Situation zu tun haben.

Fassungslos beschreibt meinen Zustand nicht im Ansatz.

PS: Ich bin zwar nur 10 mit dem Auto vom Geschehen entfernt, aber da, wo ich wohne, besteht keine Gefahr.

3 comments:

  1. Als ichvon den Tottenham Riots las, musste ich schnell daran denken, ob Du betroffen sein könntest. Good 2 know ...

    Solche Ereignisse zeigen halt auch, dass eine latente aggressive Spannung in manchen Gesellschaften liegt, die schnell platzen kann. Es wird sich zeigen müssen, ob dies ein einzelnes Ereignis bleibt oder sich weitere Unruhen anschließen.

    Angesichts der Gesamtlage (mal sehen, was die kommende Woche finanzpolitisch bringt)ist das nicht so unwahrscheinlich.

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  2. Ich hab auch sofort an Dich gedacht als ich davon hörte. Mann oh Mann. Da bin ich wirklich froh dort weg zu sein, ehrlich. Ich meine London ist toll, aber das ist genau das was ich nie wieder erleben will. Ich hoffe Du hast bald Ruhe.

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  3. @lordfoltermord:

    Mit der Finanzkrise hat das nichts zu tun, nur mit einer Generation, die im Glauben aufgewachsen ist, dass Verbrechen eine bequeme Alternative zur Arbeit ist.

    @frlkaprizioes: Mich nervt das einfach nur. Heute soll es hier knallen, ich hoffe mein Haus bleibt verschont.

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