Ab und zu berichte ich ja mal gerne aus dem Büro. Das bietet sich alleine durch das etwas ungewöhnliche Umfeld schon an, da man automatisch interessante oder zumindest merkwürdige Arbeitnehmer anzieht, und zum anderen weil sich bei uns Menschen aller Klassen und Nationalitäten treffen. Und das auf drei, sich überlappende Schichten verteilt. Kommen dazu noch Überstunden, in denen diese Schichten bunt gemischt werden, kann man sich denken, dass bei uns eine Menge los ist.
Da bleibt so manche Herzschmerzschmonzette auch nicht aus.
Dumm ist nur, wenn man zumindest eine der betroffenen Personen mag, denn dann hat man immer das Gefühl, selbst etwas mit drin zu hängen. Aber von vorn:
Es war kurz nachdem ich anfing, dass E von der Spätschicht zu uns in die Frühschicht wechselte. Wer in der Spätschicht blieb, war der Idiot. Oder Megaarsch.
E ist komplett in den Idioten verliebt. Zeigt es ihm wann immer sie kann, und lässt nichts unversucht, ihn für sich zu gewinnen. Daran macht sie sich mit einem Eifer, den ich eigentlich nur bewundern kann, weil sie dabei so unverbraucht und optimistisch ist, wie es nur jemand sein kann, der noch nie verletzt und hintergangen wurde.
Aber genau da ist das Problem.
Der Megaarsch geht nämlich voll darauf ein.
Und das, obwohl er eine Freundin hat. Die nichts davon weiß.
E weiß sehr wohl von der Freundin, aber wie das so ist bei den jungen, naiven, unverbrauchten: Sie denkt, die Geschichte kann gut ausgehen.
Und so fragt sie ihn, immer und immer wieder, wann er es seiner Freundin endlich sagen wird. Woraufhin er ihr erwidert, dass das alles nicht so einfach ist, weil er sich mit ihr eine Wohnung und Bett teilt, weil er sich über so Einiges noch klar werden muss und überhaupt.
Dann funkelt er sie an, mit seinen strahlenden Augen, und sagt, sie solle sich keine Gedanken machen, das werde alles schon.
So geht das schon seit Monaten. Auf der Betriebsweihnachtsfeier wollte er nicht mal neben ihr fotografiert werden, obwohl seine Freundin diese Bilder niemals sehen können würde.
Eine Tatsache, die für mich Bände spricht.
Aber sie hofft weiter. darauf, dass sie sich nicht nur heimlich treffen können, darauf, dass er sich irgendwann für sie entscheidet.
Das wird er aber nicht. Solange, wie er in dieser Situation ist, und nicht dazu gezwungen wird, sich zu entscheiden, wird diese Entscheidung auch nicht kommen. Und ich fürcht, sollte es hart auf hart kommen, wird er sich im Zweifel für den einfacheren Weg entscheiden, und sich für das bereits gemachte Nest entscheiden.
Das Leiden wird sie bald schneller gelernt haben, als ihr lieb ist.
Aber was musste sie sich auch für den falschen Franzosen entscheiden.
5/9/16
8 years ago