Thursday 8 July 2010

Zum Heulen

Es ist mir egal das "Schland" jetzt raus ist, traurig macht mich etwas ganz anderes. Heute vor 5 Jahren wurde in London ein Anschlag verübt. Insgesamt 4 Attentäter rissen 56 Menschen mit sich in den Tod, die einfach nur zur Arbeit, Freunde besuchen oder in die Stadt zum Bummeln wollten. 56 Menschen deren Angehörige sich bis heute fragen was der Sinn dahinter ist. Denen die Bomben das Leben so wie sie es kannten genommen haben.

Heute vor fünf Jahren hat sich die Stadt für immer verändert. Keine Mülleimer in Bahnöfen mehr, keine Heimatlosen Koffer ohne Panik.

Das alles ist schon schlimm genug. Was den Vogel aber abschießt: Von offizieller Seite, sei es die Queen, der Ministerpräsident und das Parlament oder der Bürgermeister: KEINER von ihnen hielt es für notwendig an einer Gedenkfeier teilzunehmen. Denn: Es gab keine Gedenkfeiern, nicht offiziell zumindest. Nichtmal Blumen oder Briefe wurden den Angehörigen geschickt, die nur deshalb heute derer gedenken konnten weil die Verkehrsbetriebe der Stadt Mitleid hatte und die betroffenen Orte zur Verfügung stellte.

Ganz armselig: der Bürgermeister schrieb an die Angestellten der Stadt, dass sie die Situation damals so meisterhaft gehandelt hätten. Ein kurzer Rückblick: Charles de Menezes wurde einen Tag später per Kopfschuss getötet, weil man ihn fälschlicher Weise für einen der Gesuchten Attentäter hielt. Konsequenzen hatte bislang niemand zu tragen. Mehr Info findet man hier bei Wikipedia.

Warum mich das alles so betrifft? Ganz einfach:
Bei den Anschlägen in Spanien wurde eine ehemalige Mitbewohnerin von mir nur verschont, weil sie verschlafen hatte. Ihre Nachbarin, mit der sie sonst Zug fuhr, ist tot.
Mit einem der Züge, in denen in Deutschland Bomben gefunden wurden, die aber Gott sei dank nicht hoch gingen, fährt mein Vater jeden Tag zur Arbeit.
Freunde von mir fahren jeden Tag mit der U-bahn von Aldgate aus (einem der Anschlagsorte) und mit der Linie 30 (auf dem Bild) zur Arbeit. Es hätte jeden von ihnen treffen können.

Was mich am meisten dabei erschreckt ist nicht die Tatsache, dass es so schnell vorbei sein kann (das kann es bei einem Autounfall auch), sondern die Tatsache dass ein solches Ereignis 5 Jahre später schon keinerlei Priorität mehr genießt.

Die Familien der Opfer sind heute die einsamsten Menschen der Welt, an einem Tag an dem sie Unterstützung und nicht Ignoranz brauchen. Aber die WM ist natürlich wichtiger (siehe Bürgermeister).

(Das Bild wie ich jetzt bemerke, kommt von einer Seite von Verschwörungstheoretikern. Da verlinke ich jetzt absichtlich nicht hin, das wäre pietät- und geschmacklos. Wer die Adresse will klickt auf das Foto und gut is.)

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