Friday 30 December 2011

Mit Anlauf in den Abgrund

Ab und zu berichte ich ja mal gerne aus dem Büro. Das bietet sich alleine durch das etwas ungewöhnliche Umfeld schon an, da man automatisch interessante oder zumindest merkwürdige Arbeitnehmer anzieht, und zum anderen weil sich bei uns Menschen aller Klassen und Nationalitäten treffen. Und das auf drei, sich überlappende Schichten verteilt. Kommen dazu noch Überstunden, in denen diese Schichten bunt gemischt werden, kann man sich denken, dass bei uns eine Menge los ist.

Da bleibt so manche Herzschmerzschmonzette auch nicht aus.

Dumm ist nur, wenn man zumindest eine der betroffenen Personen mag, denn dann hat man immer das Gefühl, selbst etwas mit drin zu hängen. Aber von vorn:

Es war kurz nachdem ich anfing, dass E von der Spätschicht zu uns in die Frühschicht wechselte. Wer in der Spätschicht blieb, war der Idiot. Oder Megaarsch.
E ist komplett in den Idioten verliebt. Zeigt es ihm wann immer sie kann, und lässt nichts unversucht, ihn für sich zu gewinnen. Daran macht sie sich mit einem Eifer, den ich eigentlich nur bewundern kann, weil sie dabei so unverbraucht und optimistisch ist, wie es nur jemand sein kann, der noch nie verletzt und hintergangen wurde.

Aber genau da ist das Problem.

Der Megaarsch geht nämlich voll darauf ein.

Und das, obwohl er eine Freundin hat. Die nichts davon weiß.
E weiß sehr wohl von der Freundin, aber wie das so ist bei den jungen, naiven, unverbrauchten: Sie denkt, die Geschichte kann gut ausgehen.

Und so fragt sie ihn, immer und immer wieder, wann er es seiner Freundin endlich sagen wird. Woraufhin er ihr erwidert, dass das alles nicht so einfach ist, weil er sich mit ihr eine Wohnung und Bett teilt, weil er sich über so Einiges noch klar werden muss und überhaupt.

Dann funkelt er sie an, mit seinen strahlenden Augen, und sagt, sie solle sich keine Gedanken machen, das werde alles schon.

So geht das schon seit Monaten. Auf der Betriebsweihnachtsfeier wollte er nicht mal neben ihr fotografiert werden, obwohl seine Freundin diese Bilder niemals sehen können würde.
Eine Tatsache, die für mich Bände spricht.
Aber sie hofft weiter. darauf, dass sie sich nicht nur heimlich treffen können, darauf, dass er sich irgendwann für sie entscheidet.

Das wird er aber nicht. Solange, wie er in dieser Situation ist, und nicht dazu gezwungen wird, sich zu entscheiden, wird diese Entscheidung auch nicht kommen. Und ich fürcht, sollte es hart auf hart kommen, wird er sich im Zweifel für den einfacheren Weg entscheiden, und sich für das bereits gemachte Nest entscheiden.

Das Leiden wird sie bald schneller gelernt haben, als ihr lieb ist.
Aber was musste sie sich auch für den falschen Franzosen entscheiden.

4 comments:

  1. Den falschen Franzosen gibt es leider überall. Mein falscher Franzose war ein falscher deutscher Fuffziger und als ich vor gefühlten 100 Jahre in ihrer Situation war, baute er nebenbei mit seiner Freundin ein Haus. Das erzählte er mir natürlich nicht. Ich erfuhr es zufällig von einer dritten Person. Mir dummer Gans schaffte er es monatelang genau das weis zu machen, was Du auch von Deinem Kollegen schreibst. Schwer Entsheidungsfindungsprozessen usw.

    Als ich die Sache daraufhin beendete, saß er mir gegenüber, heulte und fragte mich, wie ICH IHM DAS antun könne.

    Btw: Seine Freundin war übrigens der mehr oder weniger gleitende - um nicht zu sagen, sich übernschneidende - Übergang von seiner Ehe in ein neues gemachtes Nest.

    Klares Verhaltensmuster.

    Die Sache wird leider auch für Deine Kollegin wirklich nicht gut ausgehen. Nicht mit DEM! Sie braucht es noch eine Weile und dann knüppeldick, bevor sie es schnallt.

    Rutsch gut rüber!

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  2. Vor so üblen Erfahrungen ist leider niemand gefeit und es ist echt eine Frechheit, dass manche Kerle sowas ausnutzen. Da sie allerdings weiß, dass er eine Freundin hat, hat sie es auch fast ein bisschen verdient! Sorry aber damit tut sie seiner Freundin ja dasselbe an, wie er ihr und zwar auch in vollem Bewußtsein.

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  3. Um das klar zuztellen: Ich gehe damit auch nicht unbedingt d'accord, ich sehe mich nämlich an der Stelle der Freundin, und würde mich unglaublich betrogen fühlen (zu recht). Auf der anderen Seite hat er ihr das mit der Freundin bequemer Weise verschwiegen, bis es zu spät war. Und wenn man immer noch an die Zahnfee glaubt, und daran dass er mal endlich Verantwortung zeigt... dann ist einem nicht mehr zu helfen. Liebe macht halt blöd.

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  4. Ok, das ist natürlich doof, wobei ich dann immernoch nicht verstehe, warum sie sich nicht selbst so betrogen gefühlt hat dass sie ihm 'ne Flasche über die Rübe gezogen hat! Verdient hätte er es ja... Aber darüber kann man wohl auch philosophieren bis man grün wird! Wenn man jung ist lässt man sich 'ne Menge gefallen, wenn man liebt. Es gibt Menschen die tun das noch im Alter.

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