Wednesday 7 October 2009

Herbst

Es regnet mir so von schräg-hinten/frontal-vorne (oder auch seite) auf die Frisur. Der begleitende Wind sorgt dafür dass jeder Versuch meine Haare irgendwie presentabel zu gestalten, nach höchstens zehn Minuten gescheitert ist. Die Busfahrt zum Kino dauert plötzlich dreimal solange weil niemand mehr die drei Schritte bis zur nächsten Haltestelle laufen will. Der Film den ich mir anschauen möchte hat dann auch schon wieder mehr Klasse/teurere Darsteller/Oscarpotential als der Schrott der noch vor einem Monat lief, denn wer sollte sich sowas schon anschauen wenn es draußen noch locker 25 Grad sind und man besser die Sonne genießt solange man noch kann? Sie würde schließlich schnell genug verschwinden (nämlich letzte Woche). Wetter gibt es nur noch eines, man nennt es regnerisch betrübt. Dabei schüttet es noch nicht mal (damit könnte ich leben, denn so ein Regenguss hört auch mal wieder auf), nein es nieselt. Ununterbrochen. Seit Tagen.
Die natürliche Antwort auf chinesische Wasserfolter. Es ist auch egal um wieviel Uhr man aufsteht, denn dunkel und grau ist es immer, rund um die Uhr. Zeit um sich mit einer Tasse tee in die Bettdecke zu wickeln und die Leseliste abzuarbeiten die man von den Profs bekommen hat. Wenigstens studiere ich Literatur und nicht mehr Politikwissenschaften, das macht die Lektüre um einiges interessanter. Und wärend Mephistopheles seinen Schabernack mit Faustus treibt, mischen sich in meinem Zimmer der Duft frisch geschälter Orangen und Zimttee. Die kleine tragbare heizung brummt und singt ihr Lied von der Energieverschwendung, schmelzender Polarkappen und Hungerelend in Afrika-aber das überhöre ich zu gunsten warmer Füße.
Auch die Katze weiß dies zu schätzen, schräg neben meinen Füßen mitten im Strom warmer Luft liegend hat der Knilch sich unter der Decke verkrochen. Die Erkenntnis dass unter der Decke = besser als AUF der Decke ist ihm also auch schon gekommen. Gar nicht so dumm das Tier. Jedenfalls schlauer als ich dachte. Ich höre ein Grummeln und gebe dem Tier zu verstehen, dass es den Rand halten soll. Nach einem kräftigen Fußtritt und einem "Rumms", durch den nicht gerade grazilen Sprung des Stubentigers verursacht, wird mir allerdings klar, dass es mein Magen ist, der die Akademikerstille in dem bewohnbaren Schuhkarton der sich mein Zimmer nennt, so unangenehm unterbricht. Mir bleibt nichts anderes übrig, ich muss vor die Tür. Und als hätte ich es nicht besser gewusst schwappt mir wieder eine Welle wabernder Feuchtigkeit entgegen.

Hab ich schon erwähnt dass Ich den Herbst nicht mag?

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