Friday 30 July 2010

Unverhofft kommt oft

Manchmal passieren Dinge von denen man niemals glauben würde dass sie einem selbst passieren werden.
Heute morgen um 9, ich lag noch im Bett da die Schicht in der Bar in der Nacht unglaublich anstrengend war, werde ich angerufen. Teilnehmer Unbekannt. Ich gehe vorsichtig ran, mir ist nie wohl wenn ich nicht weiß wer dran ist. Ja hallo, Hier die Universität, ob ich mein Paket schon bekommen hätte? Paket?

Ja das mit den Informationen und allem drum und dran? Nein? mhhh....Und wie es mit dem Stipendium aussehen würde, ob ich das noch wollte? ????????? Stipendium? Ja das über 4000 Ocken? Von Bosch?  ????????????????...???
EEEEHHHHH JA BITTE!!!???

Ich. Stipendium! Ja nee is klar. Stimmt aber wohl wirklich. ICH MUSS MEINEN MASTER NICHT SELBST ZAHLEN!

Auf den Schock geh ich mir jetzt mal ne Limo kaufen. Vielleicht sogar mit Vodka drin ^^

Monday 26 July 2010

Es war einmal vor langer Zeit, oder eine Abhandlung über Gentrifizierung

In einer Stadt, dank moderner Transportwege, nicht ganz so weit weg, begab es sich, dass vor langer langer Zeit ein schmutziger Stadtteil im Osten besondere Aufmerksamkeit erlangte.Von den Menschen, die sich auf Grund der exorbitanten Mieten andere, weniger schmutzige Stadtteile nicht leisten konnten, machten einige wenige auf sich aufmerksam indem sie etwas taten was viele Menschen ohne Geld tun ( so heißt es zumindest immer, und Erfahrung zeigt es ist häufig wahr), nur taten sie dies erfolgreich: Kunst. Wie in solchen Kreisen üblich, suchte man sich Orte an denen man sich mit gleichgesinnten treffen konnte ohne geschröpft zu werden. Die ersten Künstler Bars und Cafés entstanden und andere aus anderen stinkenden Stadtteilen wurden magisch angezogen, da sie Gleichgesinnte vermuteten. Schon bald entstand das was man so gerne eine Szene nennt, und mit ihr kamen all jene Paradiesvögel die sie als solche erst wirklich interessant und schätzenswert machen (siehe Foto).
 by Tom Medwell
Es kam wie es kommen musste: Schon bald wurde darüber berichtet, kamen Leute die zwar viel Geld aber wenig eigenen Antrieb haben um sich in der Kreativität anderer zu sonnen. Das Problem war allerdings, dass sie meinten sie müssten den ach so begehrenswerten Lebensstil nicht nur kurzfristig adaptieren, sondern für sich beanspruchen, und so zogen sie in den wirklich schlimm riechenden Stadtteil, obwohl es ihnen in den sauberen Orten (die aber langweilig waren), in denen sie bisher lebten, gut ging. Das sorgte nicht nur dafür, dass die Vermieter, die bisher ihre Rattenlöcher kaum mit finanzkräftigen Mietern füllen konnten, ihre Forderungen nun ins Wahnsinnige treiben konnten, denn wie gesagt: die neue Schicht hatte mehr Geld als Verstand. Und eines ging ja nun wirklich gar nicht: wie kann man denn in einer Bar voller "cooler" Leute Bier in Dosen verkaufen? Und das für 2.50? Das zieht doch nur arme Menschen an! Und mit denen will man sich ja wohl nicht umgeben, wo käme man denn da hin?
Schon bald machten versiffte Teppiche Edlen Parkettböden platz, weichten die Bierdosen einer Weinkarte und blieben die, die diese Lokale erst interessant gemacht hatten fort, weil sie es sich schlicht nicht mehr erlauben konnten. Das Rattenloch, indem sie zuvor für 250 im Monat gehaust hatten, ging nun nicht für unter 600 weg. Unrenoviert und mit dem gleichen Uringestank versteht sich, schließlich muss es ja authentisch sein. Banker und Makler freuten sich in einer kreativen Ecke zu wohnen, mit all ihrem Geld konnten sie jetzt eine Zeit lang so tun als gehörten sie dazu, zu den Kids die nicht nur die neuesten Trends hatten, sondern diese häufig aus der Not heraus erfanden. Schließlich ist es einfacher und billiger eine zerrissene Strumpfhose zu Mode zu erklären, als sich jeden Tag eine neue zu kaufen.
Motte in Orange
Unsere Freunde übersahen aber, dass die Kids schon lange abgewandert waren. Statt dessen kamen die Motten in orange, die sich von Geld magisch angezogen fühlen. Das gab dem ganzen den Rest, denn damit sich die Motte wie in ihrem natürlichen Habitat fühlt, braucht es vor allem drei Dinge: 1. Mann mit Geld und Bedürfnissen aber wenig Anspruch (also viele) 2. klebrige Drinks die nicht nach Alkohol schmecken aber viel davon enthalten (also Cocktails) und 3. schlechte Musik die zu besonders obszönem Arsch- und Brustgewackel einlädt.
Damit war der Wandel vollzogen, ein weiterer Ort Opfer des urbanen Pilzes der sich Schimmel gleich durch die Städte zieht.
Man zieht weiter in der Gewissheit dass das neue nach Urin stinkende Rattenloch auch bald außerhalb des Budgets liegt, was einen bitteren Geschmack hinterlässt je mehr man darüber nachdenkt. Mittlerweile liegt der Mietpreis in Rattenloch - Mottingen weit über dem der angesehensten Stadtteile, die aber immer noch unerschwinglich sind, schließlich ist deren Mietpreis nicht runter gegangen.
Und in mein Zimmer passt nicht mal ein Schreibtisch. Wollte ich auch nur mal gesagt haben.
Leute in Berlin sollten sich das ganz besonders gut durchlesen, wenn stimmt was ich ich gehört hab, dann dauert es nicht lange bis viele ein ähnliches Schicksal ereilt.

Wednesday 21 July 2010

And then I met God or something like that

Ich habe gestern auf Twitter vernommen, dass Stephen Fry bald aus dem zweiten Teil seiner Biografie liest, und es da im Anschluss noch eine Signierstunde gibt. Sobald ich also zu Hause war, hab ich mich direkt vor den Bildschirm geklemmt und ein Ticket gekauft. Eines der letzten 15 Tickets die nicht am A*#~$ der Welt oder hinter einer Säule waren konnte ich noch ergattern! Und ich freue mich schon unglaublich darauf, vorallem weil ich das ganze mit einer Expedition in bisher unbekanntes Gebiet verbinden kann (Zeitnah mehr dazu).

Und hier um alle neidisch zu machen (^^) ein Video aus der Serie Stephen Fry in America

Tuesday 13 July 2010

Wenn ich mal groß bin werde ich...

Ja was denn eigentlich? Als ich so um die  4 Jahre alt war wollte ich unbedingt Meerjungfrau oder alternativ Eisprinzessin werden. Das beides nicht ging war mir damals schon klar. Mit 7 dann war es entweder berittene Polizistin oder Privat Detektiv, denn das sah im Fernsehen immer spannender aus als es wirklich ist (wie ich aber erst später raus fand). Mit zwölf sollte es dann Bundeskanzlerin sein oder Profibasketballer, was aber daran scheiterte dass ich weder Basketball spielte noch mich mit einer Partei anfreunden konnte der ich beizutreten hätte. Mit 14 wollte ich dann im Musikbusiness arbeiten, was ich ja dann auch Jahre später gemacht habe, wenn auch nur eine Zeit lang.
Meine Eltern aber hatten sich immer eine traditionellere Karriere für mich gewünscht, und je mehr ich darüber nachdenke, desto besser finde ich das.
Nicht weil ich mich jetzt lieber als Anwältin sehen würde, sondern weil ich somit um meine kleinen Freiheiten kämpfen musste. Nicht dass meine Eltern sonderlich streng gewesen wären, aber wollte ich was von ihnen und sei es eine Vereinsmitgliedschaft, musste ich Argumente haben. Am besten gute, denn sonst wurde das nichts.

Bestes Beispiel: Zwei meiner Cousinen hatten jeweils ihr eigenes Pferd. Ich wäre vor Glück gestorben hätte ich nur einmal in der Woche reiten gehen dürfen. Dass es uns finanziell super ging wusste ich damals schon, und dass mein Vater ein Knauser ist auch. Das überreden hat einige Jahre gedauert, ich habe es aber nie bereut, und mich bei jedem Mal aufsteigen umso mehr gefreut weil ich wusste dass ich mir das verdient habe.
Beim Uni Abschluss das gleiche. Ich muss immer erst meine Eltern überzeugen wenn ich was machen will, damit ich nicht einfach drauf los mache. Das hat ja auch seinen Sinn, schließlich will ich keine Zeit einer halbgaren Idee wegen verlieren.
Aber heute sehe ich häufig dass Kinder alles kriegen was sie wollen: Telefon, MP3Player, Playstation, Von Instrumenten und Hobbys ganz zu schweigen. Was die Eltern dabei übersehen: Das reiben an der Autorität ist Teil des Spaßes den man am Ende mit dem gewonnenen hat. Wenn ich alles bekomme, dann ist es selbstverständlich. Wenn ich mir aber etwas erkämpft habe, dann ist es meines, und das mit Recht. Kriege ich es nicht, sind meine Argumente wohl oder übel ausbaufähig, und dann kann ich es soo dringend nicht gebraucht haben (Beispiel hierfür: die Dance Trance 3 von der ich, lasst mich nicht lügen, 1992 dachte ich würde nie wieder etwas anderes hören wollen. Gottseidank ist das an mir vorbei gegangen). Dass ich jetzt dann doch einen mehr oder weniger respektablen Beruf erlerne (wie ist das denn so mit Literaturforschern?) liegt hauptsächlich daran, dass ich mich zuvor in anderen Bereichen erprobt habe und mich so formen konnte. Hätte ich alles einfach anfangen dürfe, wäre wohl das meißte wie ein angebissener Apfel liegen geblieben.

Montag mache ich meinen Abschluss, so ganz offiziell mit Robe und Hut, und die Eltern kommen und werden mächtig stolz sein. Stolz werde ich auch sein, denn mir musste all die Jahre niemand in den Arsch treten, hab meine Arbeiten immer brav gemacht und darf mich dafür jetzt bejubeln lassen.
Und wenn ich wollte könnte ich den Herrschaften auch bestimmt die Dance Trance 3 aufschwatzen.

PS: Wenn ihr lieb seid, bekommt ihr ein beklopptes Foto von mir im Outfit. Badhair und Speckglanz inklusive.

Thursday 8 July 2010

Zum Heulen

Es ist mir egal das "Schland" jetzt raus ist, traurig macht mich etwas ganz anderes. Heute vor 5 Jahren wurde in London ein Anschlag verübt. Insgesamt 4 Attentäter rissen 56 Menschen mit sich in den Tod, die einfach nur zur Arbeit, Freunde besuchen oder in die Stadt zum Bummeln wollten. 56 Menschen deren Angehörige sich bis heute fragen was der Sinn dahinter ist. Denen die Bomben das Leben so wie sie es kannten genommen haben.

Heute vor fünf Jahren hat sich die Stadt für immer verändert. Keine Mülleimer in Bahnöfen mehr, keine Heimatlosen Koffer ohne Panik.

Das alles ist schon schlimm genug. Was den Vogel aber abschießt: Von offizieller Seite, sei es die Queen, der Ministerpräsident und das Parlament oder der Bürgermeister: KEINER von ihnen hielt es für notwendig an einer Gedenkfeier teilzunehmen. Denn: Es gab keine Gedenkfeiern, nicht offiziell zumindest. Nichtmal Blumen oder Briefe wurden den Angehörigen geschickt, die nur deshalb heute derer gedenken konnten weil die Verkehrsbetriebe der Stadt Mitleid hatte und die betroffenen Orte zur Verfügung stellte.

Ganz armselig: der Bürgermeister schrieb an die Angestellten der Stadt, dass sie die Situation damals so meisterhaft gehandelt hätten. Ein kurzer Rückblick: Charles de Menezes wurde einen Tag später per Kopfschuss getötet, weil man ihn fälschlicher Weise für einen der Gesuchten Attentäter hielt. Konsequenzen hatte bislang niemand zu tragen. Mehr Info findet man hier bei Wikipedia.

Warum mich das alles so betrifft? Ganz einfach:
Bei den Anschlägen in Spanien wurde eine ehemalige Mitbewohnerin von mir nur verschont, weil sie verschlafen hatte. Ihre Nachbarin, mit der sie sonst Zug fuhr, ist tot.
Mit einem der Züge, in denen in Deutschland Bomben gefunden wurden, die aber Gott sei dank nicht hoch gingen, fährt mein Vater jeden Tag zur Arbeit.
Freunde von mir fahren jeden Tag mit der U-bahn von Aldgate aus (einem der Anschlagsorte) und mit der Linie 30 (auf dem Bild) zur Arbeit. Es hätte jeden von ihnen treffen können.

Was mich am meisten dabei erschreckt ist nicht die Tatsache, dass es so schnell vorbei sein kann (das kann es bei einem Autounfall auch), sondern die Tatsache dass ein solches Ereignis 5 Jahre später schon keinerlei Priorität mehr genießt.

Die Familien der Opfer sind heute die einsamsten Menschen der Welt, an einem Tag an dem sie Unterstützung und nicht Ignoranz brauchen. Aber die WM ist natürlich wichtiger (siehe Bürgermeister).

(Das Bild wie ich jetzt bemerke, kommt von einer Seite von Verschwörungstheoretikern. Da verlinke ich jetzt absichtlich nicht hin, das wäre pietät- und geschmacklos. Wer die Adresse will klickt auf das Foto und gut is.)

Saturday 3 July 2010

Lang ist's her

Vor 15 Jahren lernte ich meine beste Freundin kennen. Wir sind damals durch den Zufall in die selbe Klasse gekommen, denn meine Straße befand sich gerade noch so im Einzugsgebiet der 5E.
Wir hätten nicht unterschiedlicher sein können: sie als Tochter türkischer Arbeiter, ich als Mathematiker Kind eines deutschen Ordnungsfanatikers.
Wie wir uns damals angefreundet haben wissen wir beide nicht mehr so genau, aber dafür sind wir seit jenem Tag, einem Mittwoch in Sek eins, erster Stock Raum 110 unzertrennlich. Zumindest im Geiste, denn Räumlich gesehen liegen hunderte Kilometer zwischen uns. Im laufe der Zeit kauften ihre Eltern das Haus indem Ihre Mietwohnung war, bauten das Hauptgebäude zum Wohnhaus um, eröffneten Geschäfte, trennten sich meine Eltern, freundeten sich wieder an, zogen um, zogen zurück, wurden krank und wieder gesund. Auf uns und die Art wie wir miteinander umgehen hatte das nie einen Einfluss. Wenn ich sie bei den seltenen Gelegenheiten an denen wir beide in der alten Heimat sind besuche, dann freuen sich unsere Eltern so als ob ein lange verlorenes Familienmitglied wieder zurück gekommen ist.
Teil unserer Historie, aufgrund unseres Alters ist natürlich die Schule. Stunde um Stunde die man über die Lehrer schwatzte und sich beschwerte (machen Lehrer auch nicht anders, ist also ok) brachte uns näher. Über einen haben wir aber NIE gelästert. Herr G. ist "schuld" dass ich meinen Abschluss in Literatur gemacht habe, und dass sie ihren Abschluss in Touristik hat und bald nach Buenos Aires geht. Herr G. hat uns in 4 Jahren (in M.'s Fall 6) Spaß an der Sprache beigebracht und ihm ist zu verdanken, dass ich den Unterschied zwischen Temporal - und Konditionalsatz kenne. Bei der Kommasetzung hat er offensichtlich versagt, aber hey: Nobody's perfect.
Warum ich das erzähle? Ich musste durch einen dummen Zufall zu meinen Eltern (Amtsangelegenheiten) und sprach M. an ob sie zu dem Zeitpunkt da sei. War sie! Nachdem wir uns fast zwei Jahre nicht gesehen hatten, haben wir jetzt eine Woche nur für uns, ohne jegliche Verpflichtungen, die sonst immer auf einen warten wenn man mal gerade da ist. Gestern kam uns die Idee Herrn G. mal anzurufen und zu fragen wie es ihm geht. Tja, und am Montag treffen wir uns dann zu dritt zum Essen um über alte Zeiten zu schwatzen. Ich freue mich! Das auf dem Bild ist übrigens meine Alte Schule. An der ich immerhin 9 Jahre verbracht habe, und die das Stadtbild bis heute monströs prägt.