Saturday 23 July 2011

Golden Brown

"Texture like Sun" hieß es bei den Stranglers. Amy Winehouse hat sich heute daran die Finger verbrannt und sich auf das begeben, was die Japaner die "Reise ohne Wiederkehr" nennen.
Normalerweise beschäftigt es mich eher wenig bis gar nicht, wenn Prominente ihren Abhängigkeiten zum Opfer fallen, aber in diesem Fall ist das etwas anders.
Ich bin weder Winehouse Fan, noch habe ich es mir in der Vergangenheit zum Vergnügen gemacht, auf ihr wegen ihrer Schwächen rumzuhacken.
Und doch fühle ich mich seltsam ergriffen, und kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, was ihre Eltern und Freunde fühlen müssen.
Einige werden sagen, die Eltern hätten besser reagieren müssen, aber so einfach ist das auch nicht.
Im eigenen Freundeskreis habe ich miterlebt, wie manche anfingen auf Parties mit Ketamin zu experimentieren. Aus den Experimenten wurden Regelmäßigkeiten, aus den Regelmäßigkeiten Abhängigkeiten.
Freunde verloren ihre Freundinnen, weil sie die Droge über alles stellten.
Wenn man versucht hat ihren Freunden begreiflich zu machen, dass das was da passiert, kein Spaß mehr ist, hieß es ich solle nicht übertreiben, sie seien jung und würden da raus wachsen wie aus anderen Lausbubenangewohnheiten auch.
Von einem weiß ich, dass er jetzt Herion nimmt, und zwar zu einem Maße, dass er alles verkauft was er besitzt, nur um an Geld für die nächste Dosis zu kommen. Seine Plattensammlung hat sich von Zimmergröße auf eine einzige Box verkleinert, und das obwohl er DJ ist. Sein Schlagzeug hat er auch verkauft, obwohl er in einer Band singt. Im Methadon Programm ist er zwar wohl auch, verkauft es aber an andere Abhängige um sich mit dem Profit weitere Drogen zu kaufen.
Und trotz alledem hat er immer noch Leute um sich, die ihn weiter dazu anspornen, die das alles lustig finden und meinen die Lage sei ja gar nicht schlimm, in dem Alter mache man nun mal dumme Sachen.
Die Leute, die sich um ihn sorgen, kommen nicht mehr durch. Ich habe ihn das letzte mal vor einigen Monaten im Bus getroffen. Er stank nach Alkohol und faselte was davon, dass ihn jemand bekochen würde. Der Blick war glasig, und Minuten später hat er wohl nicht mehr gewusst dass wir gerade noch gesprochen haben.
Dass die Winehouse jetzt der Sucht zum Opfer gefallen ist, bestärkt mich nur umso mehr in dem Gefühl, dabei zusehen zu müssen,Freunde zu jung zu verlieren.


9 comments:

  1. Kennt man denn schon die Todesursache?

    Ich kenne persönlich zwar praktisch keine Leute, die mit Drogen zu tun haben (mit ganz wenigen Ausnahmen im entfernten Bekanntenkreis), aber ich find's auch schlimm. Vor allem weil sie so jung und talentiert war... aber irgendwie war es ja abzusehen

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  2. Abzusehen schon, aber das ist es bei Freunden von mir (oder besser: Leute die mal meine Freunde waren) auch. Das macht es ja so schlimm. Man steht daneben und kann nichst tun, solange die Betroffenen sich nicht helfen lassen.

    Soweit ich weiß ist sie in ihrem Haus gestorben.

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  3. das video kann ich leider nicht sehen. Ich erkenne mich und andere, sehr gut wieder in deinen Zeilen. Ich habe mir so viel kaputt gemacht mit Drogen. Blöd. Liebe GRüße Björn

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  4. Ach, zu wenige verstehen, dass man sowas nicht einfach aufgibt, weil da mal eben wer sagt "Du, das ist aber blöd was du da machst! Das lässt du jetzt mal besser bleiben." Die Betroffenen merken ja zuerst gar nicht, dass sie ein Problem haben. Und wenn sie es dann merken, ist es für viele zu spät. Ich hab größte Achtung vor denen, die es schaffen. Denn man besiegt ja nicht nur die Sucht, sondern muss sich mit den Problemen auseinander setzten, vor denen man eigentlich fliehen will.
    Ich kann nicht für alle sprechen, aber die, die ich kenne, und die mit diversen Süchten kämpfen, haben allesamt etwas, vor dem sie weg laufen.

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  5. Amys Tod war ein Suizid auf Raten. M.E. völlig bewusst und gewollt.

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  6. Nee, gewollt bestimmt nicht. Bewusst sicher. Aber aus einer Sucht kommt man nicht einfach so, vor allem nicht wenn es sich um Heroin handelt. Das macht körperlich abhängig wie auch geistig. Da weißt du im schlimmsten Fall dass es dir scheiße geht, und du kannst trotzdem nicht aufhören.
    Klar kann man nein sagen bevor man damit anfängt, aber nicht alle sind so stark.

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  7. Ja, das stimmt. Haste Recht. Sollte ich eigentlich auch besser wissen. :-/

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  8. Es könnte aber doch auch sein, dass sie wirklich nicht mehr wollte? In ihrem Leben gab es nur noch wenig Glück, ich könnte mir wirklich gut vorstellen, das sie den Sinn nicht mehr sehen konnte.

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  9. Glaube ich eher nicht, da gibt es echt bessere Methoden. Und mit ihrem Freund war sie soweit ich weiß (Ich kenne Leute die sie ganz gut kannten) auch ganz froh.

    Heroin ist eine furchtbare Droge, auch weil man nie weiß, wie das Zeug dosiert ist. Es kommt daher oft zu unabsichtlichen "Goldenen Schüssen". Die Nutzer wissen einfach nicht woher das Zeug kommt, was sie sich spritzen, und mit was es gestreckt ist.
    Vor einiger Zeit wurden hier Poster aufgehängt, die davor warnten, eine Fuhre Heroin sei mit Rattengift gestreckt worden. Man kann sich vorstellen, wie das endete.

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