Wednesday, 10 August 2011

Aufatmen oder Ruhe vor neuem Sturm?

Gestern wurde die Polizei extrem aufgestockt. Als ich von der Arbeit nach Hause ging, um nach Sid zu sehen und mir frische Kleidung zu holen, waren alle drei Meter jeweils 2 Polizisten mit schusssicheren Westen unterwegs. Lässt einen schlucken. Erst recht, wenn alle Läden nicht nur geschlossen, sondern auch barrikadiert sind.

Die Fahrradjungs hatten wie immer offen, besserten aber ihr Ladengitter aus. Ihren Humor haben sie trotzdem nicht verloren, als sie mir anboten, mit zur Tür zu begleiten. Dabei wohne ich im selben Haus! Ha!

Die Nacht über muss es ruhig geblieben sein, und als ich nach Hause gekommen bin, um nach Sid zu sehen, waren auch alle Geschäfte wieder offen, wenn auch noch mit Brettern auf der Front.

Es besteht die gemäßigte Hoffnung, dass langsam Ruhe einkehrt.

Morgen werde ich dann auch wieder zu Hause schlafen, je nach dem wie es sich entwickelt.

Danke dafür, dass ihr an uns denkt.

Tuesday, 9 August 2011

Update

Danke an alle, die ihr mir Glück wünscht!
Wohnung, Kater und ich sind in Ordnung. Gestern Abend hatte ich mich vorsichtshalber zu SMQ aufgemacht, und musste Sid hier lassen.

Erneut haben sie versucht in den Fahrradladen neben meiner Haustür einzudringen. Erneut sind sie gescheitert.

Die Männer der türkischen Gemeinde hier im Stadtteil haben uns alle beschützt und es ist ihnen gelungen, den Mob zu verdrängen.

Polizeikräfte wurden aufgestockt auf 16.000 und berechtigt, mit Plastikkugeln zu schießen (nicht tödlich), falls dies nötig wird.

Die Läden sind alle geschlossen.

Aber die Menschen, die hier leben, helfen sich alle gegenseitig.
Fremde, die ich nur von Twitter kenne, haben mir einen Platz zum schlafen angeboten, und mich auf dem Laufenden gehalten.

Ich muss jetzt wieder los, zu SMQ, aber sobald ich kann, halte ich euch auf dem Laufenden.

Wir werden uns das nicht gefallen lassen!

Monday, 8 August 2011

Denkt jetzt mal an mich

Heute Abend soll es hier bei mir im Viertel knallen. Hoffen wir, dass ich morgen noch ein zu Hause hab :(

Sunday, 7 August 2011

Bürgerkrieg

Die Stadt, in der ich lebe, ist ein seltsames Gebilde. Arm und reich leben da auf engstem Raum zusammen; geht man noch eine rausgeputzte Straße entlang, mit kleinen Läden und Cafes, braucht man oft nur einmal abbiegen, und steht mitten im Gangland. Was da passiert ist alles andere als harmlos, Schießereien, Messerstechereien, Raubüberfälle, die passieren so oft, die werden je nach Stadtteil schon gar nicht mehr berichtet.

Was gestern passiert ist, wird allerdings in die Geschichte eingehen, so schlimm ist das ganze.

Was war passiert?

Am Donnerstag hatte die Polizei im Rahmen eines Einsatzes ein Taxi angehalten, der Mann in der Fahrgast Kabine war schon seit Monaten Ziel der Ermittlung und in der Gegend als Drogenhändler bekannt. Statt sich auf die Polizeiforderung einzulassen, und aus dem Wagen zu steigen, fielen plötzlich Schüsse. Ein Polizist wurde getroffen, Polizei schoss zurück, der Gesuchte starb noch am Ort des Geschehens. Der Polizist überlebte nur deswegen, weil sein Funkgerät den Schuss abgeschwächt hatte.

Im Moment laufen Untersuchungen, die beantworten sollen, wem die Waffe, mit der Auf den Polizisten geschossen wurde gehörte, aber es sieht danach aus als wäre es die des Opfers (oder Täter, je nachdem). 

In seiner Wohngegend wurde aus dem Fall schnell ein Plot mit rassistischem Hintergrund (die Gegend ist 80% schwarz, 10% asiatisch, 10 Rest) bei dem ein unschuldiger Familienvater zum Opfer rassistischer Polizisten wurde. Die Reaktion der Bürger dort?

Man steckte Polizeiautos und Busse in Brand, gefährdete somit Unschuldige, zerstörte Geschäfte und bediente sich in diesen, verprügelte Passanten, brannte Wohnhäuser nieder. 
Ich konnte und kann noch immer die Polizeiautos im Minutentakt die Straße hinauf rasen hören, die Situation hat sich also keinesfalls beruhigt.

Aber gehen wir mal davon aus, die Leute hätten Recht, und der Mann ist Opfer eines rassistisch motivierten Verbrechens geworden (was, so lange die Untersuchung nicht abgeschlossen ist, immer noch eine Möglichkeit bleibt):

Da stehen Leute allen ernstes und verlangen Gerechtigkeit für jemandem, und zerstören im gleichen Atemzug die Lebensgrundlagen von Menschen, die absolut GAR NICHTS mit der Situation zu tun haben.

Fassungslos beschreibt meinen Zustand nicht im Ansatz.

PS: Ich bin zwar nur 10 mit dem Auto vom Geschehen entfernt, aber da, wo ich wohne, besteht keine Gefahr.

Saturday, 6 August 2011

You've got Mail

Vor etwa einer Woche hatte ich einen Zettel in der Post. Es sei ein Packet gekommen das zu groß für den Briefkasten sei, es stünde zur Abholung bereit.

"Alles klar" dachte ich, "Das sind die Bücher, die ich noch für meine MA-Arbeit brauche." Da Vattern aber hier war, bin ich nicht dazu gekommen, das Paket abzuholen. So schliff ich mich heute morgen, komplett verkatert (leider nicht die befellte Variante) zum Postamt. Ich staunte nicht schlecht, als da ein kleines, buntes Päckchen kam.
Seltsam, Bücher kommen doch sonst immer in den braunen Einheitsumschlägen.
In der Tat handelte es sich bei dem Absender nicht um den großen Amazonas Versandhandel, sondern um die Betreiberin des virtuellen Lieblingscafes der Nation !
Ihr hatte ich vor kurzem ein Paket mit Lesefutter zukommen lassen.

Ich hab mich wirklich riesig gefreut! Und da sag noch mal einer, die Menschen wären nicht mehr nett zueinander!

In dem Paket befanden sich: Ein Lesezeichen (Kann man leider nicht sehen)
Eine Buchstütze aus dem Ruhrgebiet (NRW FTW!)
Einen Pocketgarden (zum trainieren meines grünen Daumens)
Und was mich besonders gefreut hat, weil super aufmerksam:
Leckerchen für den Kater, damit er nicht zu kurz kommt. <3
Wie lieb ist das denn?!

Kater hat es sich auch nicht nehmen lassen, seinen Dank auszudrücken, in dem er das tut, was er am Besten kann:
fressen.


Deswegen von uns beiden nochmal:



DANKE!




Und über den Stand des Gartens wird in Zukunft berichtet!

Friday, 5 August 2011

Wes Geld ich krieg, des Spiel ich spiel

Da müht man sich vier Jahre lang mit theoretischen Schriften toter Philosophen und Poeten ab, nur um am Ende für's Videospielen bezahlt zu werden.

Ich hatte kürzlich eine Anzeige gelesen, in der Leute mit Deutschkenntnissen gesucht wurden, um Spiele für Sega zu testen. Da dachte ich mir, ich hab eh bald nichts mehr zu tun, da kann ich mich eigentlich auch bewerben, und hab denen eine Mail geschickt.

Ehrlich gesagt hab ich nicht damit gerechnet von denen zu hören, aber schon wenige Stunden später hatte ich eine Einladung zum Interview.

Gut, das Interview war jetzt eher... interessant. Man hat mich vor eine Art Examen gesetzt, ich musste einen Sprachtest machen. Lückentext, Rechtschreibung und Zeichensetzung (lol), das ganze Programm. Ich bin echt ans Schwitzen gekommen, denn wenn man einmal anfängt zu viel darüber nachzudenken, wird man ganz leicht verunsichert und macht Fehler. Also alles lieber dreimal kontrolliert. Puh!

Dann ein Interview mit Fragen wie: Was spielst du am Liebsten (Mario, aber das kannste denen von Sega ja schlecht erzählen, ha!), Woher hast du deine Sprachkenntnisse (Hat die Fee gebracht) etc...

Dann ging es ans Probespielen. Man drückte mir ein DS in die Hand (hab ich zum Glück auch zu Hause) und ließ mich ein Spiel spielen, in dem ich einen Affen in einer Kugel über eine bewegliche Plattform bringen musste, ohne abzustürzen, um dabei so viele Bananen wie möglich zu sammeln.

Das war sau schwer und ich dachte ich hätte es verhauen, aber heute um 9 rief man mich an um mir zu sagen, ich hätte den Job.


Ich werd also demnächst dafür bezahlt die Spiele zu spielen, die andere ihren Kindern (oder sich selbst) für teures Geld kaufen müssen.

Könnte schlimmer sein.

Monday, 1 August 2011

Wunder

Der gestrige Tag war dann das komplette Gegenteil des Horrorspektakels zuvor. Morgens fand ich heraus, dass der ewige Kronprinz beschlossen hatte, seinen Garten für die Öffentlichkeit zu öffnen, eine Bar sollte es auch geben. Perfekt!
Ich also Vattern hin geschleppt, damit er sich Pflanzen beschauen, und ich mich mit Pimms zuschütten konnte.
War super! Die hatten da eine Austellung über Pflanzenanbau, und er hat sogar ein Salatpflänzchen geschenkt bekommen. Hihi.
Goodiebags mit Fächer, Bonbons und Fotos gab's auch, und da der Eintritt gratis war, fand ich das alles echt klasse. Nur mein Herr Vater meinte, wieder ein Haar in der Suppe suchen zu müssen.
"Also der hätte ja auch ruhig mal rauskommen können zum Smalltalk halten!" Mit "der" meinte er den Thronfolger. Aber gut. Von da aus sind wir dann weiter ins Wellington Museum, was ich jetzt eher so mittelprächtig fand, aber wo ich eine Nachricht von Steve McQueen bekam, er sei im Zug, er sei rechtzeitig fertig geworden und käme nun doch. Also auf nach Hause, geduscht und los.

Es ist immer etwas seltsam, wenn der Vater den neuen Freund kennen lernt. Erst recht wenn dieser nicht die gleiche Sprache spricht, aber ich glaube die zwei haben sich gut verstanden.
Toll fand mein Vater das Restaurant, in dem statt der Bedienung man selbst die Bestellung aufgibt, indem man den auf den Tisch projizierten Touchscreen bedient. Man kann sogar so das Tischdekor wechseln.
Und da mein dad ein Spielkind erster Güte ist, kam das super an.
Danach waren wir einen Absacker in unserer Lieblingsbar trinken.

Jetzt wissen einige von euch vielleicht noch, dass mir vor nicht allzu langer Zeit Telefon und Portemonnaie aus der Tasche auf meinem Schoß geklaut wurden.
Ich durfte mir dafür eine Standpauke vor dem Herrn von meinem Vater anhören, dem sowas natürlich NIEMALS passieren würde.

So war es dann auch nur Glück, dass niemand seine Kamera, die verlassen auf dem Tresen lag, mitnahm, oder den Inhalt seiner Jacke, die ebenfalls unbeobachtet auf einem Stuhl lag, während er an der Jukebox rumspielte. Trotz leichtem Protest, war er aber am Ende doch ganz froh (glaube ich) als wir ihm ein Taxi rangewunken haben, statt ihn in den Bus zurück zum Hotel zu setzten.

Mal sehen, was er heute so anstellt!