Thursday 12 April 2012

And the Bambi for Integration goes to:

Der Integrationsbambi. Dümmster Award der Gegenwart.
Ich muss zugeben, ich bin generell schon kein Freund des Awards, den der Burda Verlag jedes Jahr ziemlich willkürlich zu vergeben scheint. Ist halt eine Veranstaltung der Provinzprominenz, die sich gerne mit gutbezahlten Stars aus UK und US aufhübscht, die ohne eben jene Bezahlung lieber dem Gras beim wachsen zuschauen würden als sich die ganze Schunkelei und Schulterklopferei  anzutun. Warum sollten sie auch, die ganzen Nasen kennt ja auch niemand außerhalb der Bundesgrenzen und der Award ist daher ungefähr genauso beliebt wie der wöchentliche Großeinkauf. Macht man halt.


Den Vogel bei der ganzen Sache schießt man jetzt aber mit dem Integrationsbambi ab. Grundsätzlich finde ich die Idee nicht mal so verkehrt, man könnte sich da ganz prima bei Leuten revanchieren, die Irgendwann mal nach Deutschland gezogen sind, und sich hier besonders hervor getan haben. Oder, wenn man das ganze anders gestallten will, besonders im Deutschtümeln hervor getan haben. Deswegen bin ich ja auch der Meinung, Joppi Heesters hätte den Award eigentlich per Dauerabo verdient, denn das mit dem Deutschtümeln hatte der schon seit den Zeiten Kaiser Wilhelms ziemlich gut drauf. Aber der lebt ja jetzt nicht mehr.


Statt dessen vergibt man den Award and Bushido und Mesut Özil, und damit hab ich ein Problem.
Fangen wir mal bei Özil an:
Wie wir alle wissen, hat der den Award bekommen, weil er sich in der deutschen Fußballnationalmannschaft so hervor getan hat. Dafür kann er ja auch ruhig einen Bambi kriegen (es gibt ja auch Leute, die kriegen einen nur für's Auftauchen). Warum aber sollte er dafür einen Integrationsbambi kriegen???
Um in der Nationalmannschaft zu spielen, muss man nämlich Deutscher sein, und so weit ich weiß, ist Özil das schon seit immer. Er ist also deutsch genug, um in der deutschesten Institution Deutschlands zu spielen. 
Und das schon seit er geboren ist. Wo muss sich denn ein Deutscher in Deutschland integrieren??? 
Haben der Kahn, oder der Sepp Meier, oder sonst einer der Münchener Lederhosenträger jemals einen Integrationsbambi bekommen? Nein, oder? Ist ja auch dumm einem Deutschen einen Bambi für Integration zu geben. Beim Özil macht man das aber trotzdem, denn der ist ja wohl trotz Pass und allem was er für die Mannschaft getan hat, immer noch nicht Deutsch genug. Pardon, aber ich muss mal kurz kotzen gehen.


Und dann Bushido. Bushido hat auch einen deutschen Pass, und eine deutsche Mutter. Und ein sehr langes, deutsches Vorstrafenregister. Und die Musik, so haben wir vor ein paar Jahren festgestellt, ist auch zum Teil geklaut. Mit solchen Attributen muss man natürlich einen Award bekommen, vor allem den Integrationsbambi. Da riecht man doch förmlich die Verzweiflung der Veranstalter, jetzt irgendwen mit Migrationshintergrund (ekelhaftes Wort, haben Menschen aus den neuen Bundesländern, die in die alten gezogen sind, auch Migrationshintergrund? Ich müsste ja eigentlich auch den Zusatz bekommen, bin schließlich selbst Migrant, wenn auch aus Deutschland raus.) zu finden, dem man dann toll in der Presse auf die Schulter klopfen kann. Und der Bushido, der war doch schon in den Talkshows so kuschelig, den kann man doch ruhig nehmen, der beißt auch bestimmt nicht!


Und da sitzen sie dann jedes Jahr, die einzigen Gäste mit "Migrationshintergrund" zwischen den ganzen Mutter Beimers und Stoibers der Nation.


Wieso kriegt zum Beispiel Rod Gonzales von den Ärzten keinen Bambi? Der ist schließlich Chilene, wissen auch nicht viele. Chilenen sind aber als Bevölkerungsgruppe zu integriert (= machen nicht genug Probleme, die die Bild für berichtenswürdig hält), um einen Bambi zu bekommen. 
Schade eigentlich.
Oder Bruce Darnell, der so gut integriert ist, dass den außerhalb Deutschlands erst gar keiner kennt.


Oder oder oder..
Ich hab ja auch noch einen Vorschlag. So aus eigenem Interesse. Ich schlage daher Freundin M vor, die trotz permanentem latenten Rassismus ihr gegenüber die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt hat.
Trotz der ganzen dummen Fragen ("Wie du studierst? Ich dachte du wärst Türkin?"), der ganzen Kofferdurchsuchungen, der sie als Einzige Unterzogen wurde, und trotz der Verminderten Chancen, in Deutschland zum Einstellungsgespräch eingeladen zu werden, wegen ihres Nachnamens, trotz ihres guten Uni-Abschlusses. Und obwohl ihre Eltern deutscher sind, als alle Deutschen, die ich kenne, bis auf den Pass halt. So sieht man ihren Vater zur WM zum Beispiel grundsätzlich im Deutschlandtrikot (außer wenn die Türkei spielt, da ist man dann zwiegespalten), der Jeden als "Arschgeier!" bezeichnet, der es wagt, gegen Deutschland ein Tor zu schießen "Ey hast du gesehen? Dat gibt dat Nisch!" Und das Haus mit Fahnen des lokalen Fußballclubs dekoriert. Und zu Karneval das Trikot des Vereins anzieht, und einfach als sich selbst geht. Warum auch nicht? 
Eigentlich, wenn ich es mir recht überlege, sollte auch M. den Award nicht kriegen, die ist schließlich auch bald Deutsche. Statt dessen sollten ihre Eltern den kriegen. Denen ist es schließlich zu verdanken, dass Freundin M jetzt bald ihren Master macht. Und die Schwester ihr Fachabi und eine Ausbildung.
Eigentlich sollten alle Eltern einen Award kriegen, die dafür sorgen, dass ihre Kinder in einem guten Umfeld aufwachsen und was aus sich machen egal mit welchem Hintergrund, egal in welche Richtung. DAS ist nämlich Integration, und die hat nichts mit Abstammung zu tun.
Meine Stimme hätten sie.

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